Dr. Sigrun Comati (Rüsselsheim)
Die Rolle der bulgarischen orthodoxen Kirche nach 1989 in der bulgarischen Gesellschaft
Dienstag, 31. Januar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal P 208 (Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz)
Die bulgarische orthodoxe Kirche blickt auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück. In der wechselvollen Vergangenheit Bulgariens war sie für die christliche Bevölkerung, eine wichtige Institution, z. B. während der osmanischen Herrschaft oder z. Zt. der Herausbildung des bulgarischen Staates im 19. Jahrhundert. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war sie fest in das Leben der bulgarischen Gesellschaft eingebunden. Der staatlich verordnete Atheismus (1944–1989) brachte allerdings einschneidende Veränderungen.
Vor diesem Hintergrund soll die Rolle der bulgarischen orthodoxen Kirche nach der Wende von 1989 betrachtet werden. Die demokratischen Veränderungen brachten der bulgarischen orthodoxen Kirche ganz neue Herausforderungen. So war ein Zulauf neuer Kirchen und Sekten aus dem Ausland in Bulgarien zu spüren, die mit allen möglichen Mitteln auf die Menschen in Bulgarien zugingen und um Mitglieder warben. Diese Situation führte in der orthodoxen Kirche zu einer großen Verunsicherung. Hinzu kamen Auseinandersetzungen in der Führungsspitze dieser Kirche. Seit dem Jahre 2003 garantiert ein neues Religionsgesetz allen Bürgern Bulgariens die freie Ausübung des Glaubens. Die Aufgaben, vor denen die bulgarische orthodoxe Kirche und die bulgarischen Klöster in der Gegenwart stehen, sind mannigfaltig. Es ist lohnend und wichtig zu betrachten, wie die Institution Kirche im heutigen Bulgarien wahrgenommen wird, um ein umfassenderes Bild der bulgarischen Gesellschaft zu erhalten.